Vortrag und Diskussion 2006

Die arbeitende Klasse heißt hierzulande schon lange nicht mehr so. Trotzdem weiß jeder, wer gemeint ist, wenn Politik und Wirtschaft vom "kleinen Mann" reden, den sie mit Lohnsenkungen und Hartz-Gesetzen für das Wachstum fit machen. 10 Millionen gelten mittlerweile nach staatlicher Rechnung als arm. Die, die allen Grund hätten, laut zu werden, fügen sich still in ihr Los.
Die Elite aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft dagegen liefert sich ein lautstarkes Gefecht über die neu entdeckte Unterschicht. Wer fällt in diese Schicht rein?
Im Prinzip kann es jeden treffen so wie neulich den BenQ-Ingenieur. Wie gerät man in die Unterschicht? Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände wie Kinderreichtum, Bildungsarmut und Krankheit.
Unterschicht ist der Name für dieses Zufallsprodukt, für das keiner etwas kann. Dass Armut in diesem System nicht zufällig, sondern notwendig ist, der soziale Abstieg die Karriere einer ganzen Klasse vorzeichnet, die von Lohnarbeit leben muss, es aber immer weniger kann – das alles wird zielstrebig gelöscht. Der Skandal, den die Debatte ausmacht, liegt nämlich nicht in den vielen Armen, sondern in ihrer verkehrten Einstellung. Resignation und Hoffnungslosigkeit werden in der sogenannten Unterschicht entdeckt.
Eine "tickende Zeitbombe", wie es heißt, so dass man die Reichen nur davor warnen kann, die Lage zu ignorieren bis die ersten Autos in Villenvierteln brennen so wie in Paris. Nicht Politik und Wirtschaft machen den Leuten Probleme, die verarmte Unterschicht macht der Gesellschaft Probleme. Das ist eine klare Ansage.

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