Vortrag und Diskussion 2006

Die Redakteure einer dänischen Zeitung sind es endgültig leid. Niemand im Land sagt einmal frei heraus, wie er über die Ausländermuslime wirklich denkt. Dem Fremdkörper in den eigenen Reihen wird die Kraft einer inneren Zensur nach-gesagt, die aus senkrechten Dänen krumme Duckmäuser gemacht hat. Ein Karikaturenwettbewerb wird ausgelobt. Auftrag: Mohammed malen. Das ist für sich schon schweres Geschütz für muslimische Gläubige. Sie halten jede bildli-che Darstellung ihres Propheten für Blasphemie. Die eingereichten Karikaturen setzen aber noch eins drauf. Moham-med trägt z.B. einen Hut mit Bombe, so dass auch der trübsinnigste Däne von schallendem Gelächter heimgesucht wird. Er erkennt einfach das Feindbild wieder, das schon länger im Umlauf ist: Der Islam gilt als Nährboden von Gewalt und Terrorismus, der weltweit federführend durch die USA bekämpft wird. Soweit zum Verhältnis von Karikatur und Humor.

Der erwartete Aufschrei der Muslime bleibt aus, so dass die enttäuschten Redakteure ihre Bildchen persönlich bei füh-renden Immamen in Dänemark und anderswo präsentieren. Jetzt kommt die Sache ins Rollen. Demonstrationen von Muslimen im In- und Ausland, Botschaften in arabischen Ländern brennen, Staaten wie Iran, Saudi-Arabien und an-dere setzen Wirtschaftsbeziehungen mit Dänemark, aber auch anderen europäischen Staaten aus und rufen ihre Bot-schafter zurück.

Das Abendland kann nicht länger untätig bleiben und sorgt für geistige Orientierung. Merkel, Stoiber und sogar Bush haben Verständnis für "verletzte religiöse Gefühle", aber Gewalt darf kein Mittel des Dialogs sein. Ein Satz, der im Un-terschied zu den Karikaturen das Zeug zum Witz hat. Der Krieg gegen Irak ist noch nicht fertig, der gegen Iran in Vor-bereitung, und diesmal will auch die Bundeskanzlerin militärische Gewalt als deutsche Option auf dem Tisch halten: Sind solche Typen wirklich gegen Gewalt - oder gegen die der anderen?

Dass sie auf jeden Fall bei allem im Recht sind, was sie tun, dafür sorgt die zweite Abteilung der geistigen Orientierung. Der Islam ist eine rückständige, dem Mittelalter verhaftete religiöse Geisteshaltung, die zur Intoleranz neigt, wie die brennenden Botschaften zeigen. Die aufgeklärte Zivilisation des Westens dagegen bietet Christen, ja sogar Moslems ein Plätzchen unter dem Dach der Meinungsfreiheit und Toleranz an. Nicht auszudenken, was die Intoleranten noch alles anstellen, wenn sie wie im Iran demnächst auch noch über eine Atombombe verfügen sollten. Wehret den Anfängen, wenn es nicht anders geht, auch mit Krieg.


Krieg im Namen der Toleranz – das wirft dann doch ein paar Fragen auf:

  • Wozu taugen sie überhaupt, die überlegenen Werte Meinungsfreiheit und Toleranz?
  • Liegen die Gründe für den weltweiten Krieg gegen antiamerikanischen Terrorismus wirklich auf dem Feld der Glaubens- und Pressefreiheit?
  • Wie tolerant sind die Toleranten wirklich? Eine Atombombe in iranischer Hand halten sie für unerträglich. Die eigenen Arsenale können nicht genug davon haben.
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