Vortrag und Diskussion 2001

Mit der Genforschung vollendet die Biologie ihren Fortschritt von der Entwicklung und Systematisierung allgemeiner Vorstellungen von ihren Gegenständen und allerlei teleologischen Spekulationen über „Triebkräfte“ „des Lebens“ zur Wissenschaft von den biochemischen Gesetzen, nach denen die Selbstorganisation, der Stoffwechsel, die Reproduktion und die Diversifizierung von Organismen abläuft. Dass die viel bewunderte Zweckmäßigkeit im Bau sowie im Selbsterhaltungs- und Reproduktionsprozess lebender Dinge das Ergebnis nicht einer zwecksetzenden und gestaltenden Vernunft – bzw. eines wie auch immer gearteten mysteriösen Äquivalents – in der Natur, sondern einer chemisch verursachten, durch interne und externe Funktions- und Bestandsbedingungen selektierten und „optimierten“ Verkettung von Kombinationen und Reaktionen zwischen organischen Molekülen ist, das haben Generationen von Wissenschaftlern erst mehr postuliert als nachgewiesen, dann immerhin stückweise aufgeklärt – aus medizinischem Interesse vor allem am Menschen und seinem Stoffwechsel.
Vollständig herauszukriegen und darzustellen, wie eine Zelle funktioniert und wie es von einer befruchteten Eizelle zum fertigen Organismus kommt, welche Determinanten da am Werk sind und welche „Unschärfen“ die programmierte Selbstentfaltung eines Organismus – bis hin zur abschließenden Selbstzerstörung – enthält, so dass inmitten eines naturgesetzlich voranschreitenden Syntheseprozesses individuelle Modifikationen an der Tagesordnung sind, Mutationen im Genom stattfinden, sogar neue Arten von Lebewesen entstehen können, gezielt und im Sinne bewusster Zwecksetzungen erfolgreich in das Reproduktionsschema eines Organismus eingegriffen werden kann:
Das ist das Programm der modernen Bio-Wissenschaft.

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Lesetipp