Vortrag und Diskussion 2016

Dank der großen Finanzkrise weiß inzwischen jedes Kind, dass Banken und ihre Geschäfte für die globale Wirtschaft unverzichtbar sind und die Wallstreet mit ihren Kursen und Ratings der Nabel unserer modernen Welt ist. Und obwohl weder Kinder noch Erwachsene es so sehen wollen – das ist ein vernichtendes Urteil über die moderne Welt und ihre globale Wirtschaft:

So absurd ist die globale Ökonomie offenbar konstruiert, dass deren Wohl und Wehe ausgerechnet am Funktionieren einer Branche hängt, die zum materiellen Reichtum überhaupt nichts beiträgt.

So eindeutig besteht der Zweck aller Produktion offenbar nicht in den produzierten Gebrauchswerten, sondern ausschließlich im Geld, das sich mit ihnen verdienen lässt, dass eine ganze Branche von seriösen Geschäftsleuten darauf kommt und damit auch noch Erfolg hat, gleich ohne den lästigen Umweg über Gebrauchswertproduktion einfach nur aus Geld mehr Geld zu machen.

So lückenlos ist das gesellschaftliche Kommando des Geldes über produktive Arbeit jeglicher Form, dass die bloße Aussicht, mit der profitlichen Ausnutzung von Arbeitskräften Geld zu vermehren, von der Geldbranche mit einem Kredit ausgestattet wird. Der verwandelt die Erwartung zukünftiger Gewinne in gegenwärtiges Geld, das die Kommandogewalt über Produktion und Handel gerade so gut ausübt, wie Geld, das mit redlicher Ausbeutung schon verdient worden ist.

So durchgehend ist Geldvermehrung mit Kredit das Prinzip allen Wirtschaftens, dass die stets heiklen Aussichten auf deren Gelingen entscheidend dafür sind, was aus nationalen Standorten und den Lebensverhältnisse aller ansässigen benutzten oder nutzlos gemachten Leute wird. Einschließlich der Extra-Schönheit, dass es nur eines richtigen Riechers und eines genügend großen Vorschusses bedarf, um auch aus dem Ruin von Branchen oder ganzen Nationen, auf den man spekuliert, einen schönen Gewinn zu machen.

Über solche und andere Punkte soll auf unserer Veranstaltung diskutiert werden.
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Wer sich nicht länger mit Hintergrundberichten über die finsteren Machenschaften von Hedgefonds und die kriminellen Umtriebe von Spekulanten begnügen und stattdessen wissen will, wie das Finanzkapital wirt-schaftet und warum diese Branche für den Kapitalismus und seine staatlichen Betreuer so unverzichtbar ist, der findet alles Nötige dazu in diesem Buch, das soeben im GEGENSTANDPUNKT-Verlag erschienen ist:
Das Finanzkapital (Konrad Hecker, Peter Decker, Joseph Patrick)

„Wer zwei Paar Hosen hat, mache eines zu Geld und schaffe sich dieses Buch an!“ (Georg Christoph Lichtenberg)

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Lesetipp