Vortrag und Diskussion 2019

Auch nach der längst erreichten rechtlichen Gleichstellung mit dem Mann, auch nachdem Frauen heute die Mehrheit der Abiturienten und dabei die mit den besseren Noten, in vielen Studiengängen die Mehrheit der Studenten stellen, nachdem sie manche vordem als Männerdomänen bekannte Berufsfelder erobert haben, gibt es noch immer genug Diskriminierung und sexuelle Unterdrückung des weiblichen Geschlechts. Frauen führen den Kampf dagegen, indem sie der Männerwelt den Vorwurf machen, nach wie vor den fälligen Respekt für die Selbstbestimmung und eine selbstbewusste Rolle der Frau zu verweigern, in einem alten Denken und gestrigen Rollenbildern der Geschlechter zu verharren.
Mit der Forderung nach Respekt rennen die Protagonisten der Geschlechtergerechtigkeit überall – in Politik, Öffentlichkeit und schon gleich im akademischen Bereich – offene Türen ein. Sieht man von ganz konservativen Kreisen, die vom traditionellen Familienbild nicht lassen wollen, und von den Kultfiguren des Gangsta-Rap ab, gibt es keine Stimme, die vor den Frauen als vollwertigen, beruflich und überhaupt selbstbestimmten Mitgliedern der Gesellschaft nicht den Hut ziehen würde. Überall gibt es Gleichstellungsbeauftragte, Frauenförderung und Frauenlehrstühle; an Unis und im linken Milieu ist das „Gendern“ verbreitet:
Durch die Modifikation von Wörtern und Grammatik besteht man darauf, dass in jedem Satz, in dem von menschlichen Subjekten die Rede ist, der Frau noch einmal eigens gedacht und ihr die Ehre erwiesen wird. Woran liegt es dann, dass der allgemein bekräftigte gute Wille nicht viel ändert an den sozialen Benachteiligungen, Beleidigungen, An- und Übergriffen, die Frauen erfahren?
Woran liegt es, dass die offizielle Moral sich von der praktisch gelebten so trennt? Anders gefragt: Haben die gesellschaftlichen Positionen und Rollen, auf die die Frauen festgelegt sind, nicht doch handfestere Gründe als frauenfeindliche Vorurteile der Männer, Gründe, denen man mit dem Einfordern und Abliefern von Respektbezeugungen überhaupt nicht beikommt?

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Venezuela
Der Niedergang des "bolivarischen Sozialismus" und seine Anfeindung durch die USA

Venezuela geht vor die Hunde. Die Wirtschaft liegt am Boden, die Währung befindet sich im freien Fall, das Volk hungert und kämpft um sein Überleben. Gleichzeitig tobt ein Machtkampf im Land, der letztendlich nicht dort, sondern von den USA entschieden wird. Das Gros der hiesigen Presse weiß Bescheid: Ein "eigentlich reiches Land" ist von einer korrupten Elite um Maduro ruiniert worden, die nichts als die Verarmung und Unterdrückung des Volkes im Programm hat. Unterdrückung soll der Zweck sein? Sonst nichts? Für ihre private Bereicherung sollen politische Funktionäre einen ganzen Staatsapparat aufbauen und auch noch hart am Rande des Bürgerkrieges verteidigen, statt sich mit ihren Millionen auf die Caymans abzusetzen? Die Mehrheit der westlichen Medien kennt noch einen anderen Grund für die Lage in Venezuela: Chavez und seine nun an der Macht befindlichen Gefolgsleute haben die vielen verdienten Öldollars für ausufernde Geschenke ans Volk benutzt und Ernährung, Gesundheit und Wohnen staatlich finanziert. Dieselben Politiker, die soeben noch im Hauptberuf mit der Verarmung des Volkes beschäftigt waren, sind nun dessen Wohltäter, die sich damit aber statt Lob den Tadel einfangen, zutiefst unvernünftig mit Geld umzugehen. Das gehört in Wirtschaft und Ölindustrie investiert statt für eine halbwegs gediegene Lebensführung der Leute missbraucht zu werden. Es ist also nicht leicht, es den westlichen Medien recht zu machen.
Eine ernsthafte Antwort auf folgende Fragen steht daher noch aus. Erstens: Warum ist der Versuch in Venezuela wirklich gescheitert, Land und Volk mit Hilfe der Öleinnahmen aufzuhelfen? Zweitens: Warum wird das ökonomische Scheitern von einer politischen Anfeindung seitens der USA und Europas begleitet, die einer "korrupten Elite" in Venezuela die Legitimität absprechen und deren Sturz betreiben? Mit korrupten Potentaten kommen die westlichen Hauptstädte doch sonst ganz gut aus und sehen einem Saudi-Prinzen selbst die rückstandsfreie Entsorgung eines missliebigen Journalisten in einem Säurebad nach.

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"Fridays for Future"
Ein paar kritische Fragen an Greta Thunberg und ihre Follower

Die Klimakatastrophe zerstört die Zukunft der Menschheit, die mit der Produktion von Treibhausgasen unbeeindruckt fortfährt. Politiker haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht und sehen tatenlos zu. So argumentiert ihr, liebe Leute. Aber stimmt das?

  • Gibt es ein Kollektivsubjekt namens Menschheit überhaupt, das gleichermaßen geschädigt wird? Dürre oder Überschwemmungen ruinieren in einigen Weltgegenden die Bauern; manche Investoren betreiben bald Rohstoffabbau oder Weinanbau, wo vorher der Permafrost herrschte.
  • Ist es wirklich die Menschheit, die den Klimawandel verursacht? Konzernlenker legen den Ausstoß von Abgas und Feinstaub fest, den ihre Autos oder Kraftwerke an die Umwelt abgeben. Der Verbraucher, der Auto oder Heizung nutzt, hat über den Dreck nicht zu bestimmen, er muss ihn schlucken.
  • Klauen die Erwachsenen der Jugend ihre Zukunft, wie ihr skandiert? Dass Erwachsene in den Positionen sitzen, in denen über die Umstände des Produzierens wie Konsumierens in dieser Gesellschaft entschieden wird, heißt doch nicht, dass ihr Erwachsensein der Grund für diese Entscheidungen ist. Der wird schon in der Sache liegen, die sie verwalten.
  • Waren Politiker wirklich untätig und haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht, wie ihr meint? Jedes Umweltgift und Treibhausgas lässt die Politik messen und mit Grenzwerten versehen, damit das Wachstum des Kapitals dauerhaft funktioniert. Das ist die politische Tätigkeit, auf deren Grundlage dieses Wachstum die fortschreitende Ruinierung der Umwelt produziert, über die ihr euch zurecht empört.

Eure Rede von der Menschheit, die Betroffener wie Verursacher zugleich sein soll, unterscheidet gar nicht mehr zwischen Tätern und Opfern. Und was ist, wenn die Politik gar nicht für die guten Werke zuständig ist, an die ihr sie mit euren Hausaufgaben meint erinnern zu müssen? Was ist, wenn Klimapolitik nur der schöne Titel für eine nationale Energiepolitik ist, die der eigenen Nation in Konkurrenz zu anderen Ländern geschäftliche und strategische Vorteile bringen soll? Über diese und andere Fragen wollen wir mit euch diskutieren.

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Toleranz und Meinungsfreiheit
Was sie leisten und warum sie nichts taugen

Tolerieren ist lateinisch und heißt erdulden. Die Tugend, auszuhalten und gelten zu lassen, was man nicht leiden kann, ist ein Grundwert der Demokratie. Widerstreitende Auffassungen, vorliegende Gegensätze, vermeintliche wie wirkliche, einmal zu prüfen und falls möglich auszuräumen, das kommt nicht in Frage. Man soll sie ertragen und Toleranz üben, weil andernfalls Intoleranz und Streit herrschen würden. Hader und Zwietracht sind darüber gar nicht ausgestorben. Im Gegenteil, sie kommen sogar im Namen der Toleranz auf. Die kennt nämlich Grenzen, und gegenüber Kritikern der Toleranz darf diese Tugend auf keinen Fall geübt werden.

Dabei ist der Wert Toleranz im Zeichen des Vormarsches rechter Parteien gar nicht mehr unumstritten. Während seine Anhänger das Aushalten und Gewährenlassen für die Voraussetzung gesellschaftlicher Harmonie und freier Selbstbestimmung halten, sehen rechte Kritiker darin das Ende aller Werte und verbindlichen Sitten, die ein Volk zusammenhalten und die sich mit fremden Gebräuchen und Ansichten im Land überhaupt nicht vertragen.

Recht haben beide Seiten nicht. Was Toleranz und Meinungsfreiheit leisten und warum sie nichts taugen, will der Vortrag erläutern.

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